Lesegruß statt Lesefest vom Lesenetz

Lesegruß statt Lesefest vom Lesenetz

Nicht nur Abstandsregeln und Maskenpflicht hat die Coronakrise hervorgebracht, sondern auch viele Kids, die nicht in die Kita oder die Schule gehen können, die ihre Freundinnen und Freunde nur eingeschränkt oder gar nicht sehen dürfen und die mit Sicherheit ihre Bücher zu Hause schon zehnmal von vorne bis hinten und wieder zurück gelesen oder vorgelesen bekommen haben.

Damit ab jetzt ein bisschen spannende Abwechslung in den Alltagstrott gerade bei den Jüngsten kommt, hat sich das Lesenetz Hennef wieder einmal etwas ganz besonderes einfallen lassen. Die Macher der kreativen Lesefeste der vergangenen Jahre in der Meys Fabrik, bei denen gelesen, vorgelesen, gebastelt und Detektiv gespielt wurde, haben in Zeiten von Kontaktbeschränkungen beschlossen: Wenn die Kids nicht zu uns in die Stadtbibliothek kommen dürfen, dann kommen wir eben zu den Kids. Und da das natürlich persönlich auch nicht geht, wurde kurzerhand auf das Internet zurückgegriffen. Dazu brauchte es ein plüschiges Sofa in der Kinderbuchecke der Hennefer Stadtbibliothek, ein technisches Equipment zum Filmen, sechs Vorleser und sechs Bücher, die Genehmigung der jeweiligen Verlage und Autoren und die Unterstützung der Stadt Hennef, die für die aufgenommenen Filme Serverkapazitäten zur Verfügung stellt.

Am vergangenen Samstag gab es nun die erste „Video-Lese-Session“ in der Hennefer Stadtbibliothek, die Casper Armster in Bild und Ton festhielt. Als Vorleser mit dabei waren neben Anna Karina Birkenstock, die aus ihrem eigenen Buch „Ich kuschel Dich warm“ vorlas und Gerlinde Kummer vom Kinderschutzbund Hennef (KSBH), die dem Nachwuchs informell ein paar Corona-Regeln näher brachte, auch vier Vorstandsmitglieder der Kinder- und Jugendstiftung Hennef, die ebenso wie der KSBH, die Stadtbibliothek und Mentor – die Leselernhelfer unter anderem zum Lesenetz Hennef gehört. Andrea Hoppen-Weiß, aus deren Feder die Idee für diese tolle Aktion stammt, machte dabei mit dem Grüffelo auf Kölsch den Anfang und war begeistert vom Zustandekommen der „Vorlese-Filme“. „Die Idee ja, aber alleine umsetzen ließ sich das nur in einem Netzwerk, wie wir es hier aufgebaut haben“, so die Lesepatin. „Es ist einfach toll. Man überlegt sich etwas und denkt, alleine kann ich das gar nicht. Doch mit dem Lesenetz geht zusammen einfach viel mehr“, freut sich Hoppen-Weiß. „Die Ideen werden einfach machbarer und nehmen viel eher und konkreter Gestalt an“, erklärt auch Roswitha Pinner von den Leselernhelfern begeistert.

Und so sind in der ersten Sequenz nicht etwa sechs Hörbücher für Kinder entstanden, sondern kleine Filme, in denen die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer den Text der ausgewählten Bücher vorgelesen bekommen und gleichzeitig aber auch die Bilder sehen können. Und das ist bei Kinderbüchern natürlich ungemein wichtig und so können die Kids gemeinsam mit Martina Wirtz im Buch „Der Besuch“ die scheue, liebenswerte Elsie kennenlernen, mit Jürgen Novotny dem eitlen, selbstgerechten Wolf ein wenig die Flügel stutzen und sich gemeinsam mit Uschi Yogeshwar auf die Reise nach einer fabelhaften Entdeckung im indischen Dschungel machen.

Geschnitten werden die Filme im Anschluss im Hause Armster / Birkenstock von Tochter Mathilda, und wenn alles fertig ist, wird es ab Ende Mai auf der Webseite des Lesenetzes unter www.lesenetz-hennef.de einen Link zu den ersten beiden Büchern geben, und auf der Internetseite der Stadt Hennef werden diese „Vorlese-Videos“ made in Hennef ebenfalls zu sehen sein.

(Fotos und Text: U. Grünewald)