Bericht der Kunststärkungsgruppen Teil 2
Der Stärkung der Selbstwahrnehmung, des Selbstwertes, des Mutes sich etwas zu trauen mit den Mitteln der Kunst
Es ist Freitag. Sisko Zielbauer hat den Kunstraum Courage bereits für die Ankunft der Teilnehmer*Innen an den Kunststärkungsgruppen vorbereitet, als es pünktlich um 13:30 klingelt und die Kinder der „kleinen“ Gruppe - der 3-6-jährigen – fröhlich und ausgelassen hereinströmen. Nach dem Aufhängen der Jacken und Mäntel und einem kurzen Abstecher zur heißgeliebten Sandkasten-Box finden sich zunächst alle im Stuhlkreis ein, berichten vom dem ein oder anderen Erlebnis in der Woche. Und dann verkündet jede*r, über welches Thema und mit welchem Material er/sie heute arbeiten will.
Der Stärkung der Selbstwahrnehmung, des Selbstwertes, des Mutes sich etwas zu trauen mit den Mitteln der Kunst: diesem Ziel fühlt sich Sisko Zielbauer verpflichtet und dafür hat sie eine eigene Methode entwickelt, die sie im Kunstraum Courage pflegt. Die Wahlfreiheit von Thema und Material und die liebevolle und einfühlsame Unterstützung der Kinder bei ihrer Arbeit gehören zu den Kernbestandteilen dieses Konzeptes. Die Kinder und Jugendlichen, die aus Familien mit zum Teil sehr belastenden psycho-sozialen Situationen in den Kunstraum kommen, werden dabei ermutigt, eigene Entscheidungen zu treffen und eigene Lösungswege zu beschreiten. Die Kinder kennen sich aus: ob Ton – der ein sehr beliebter Werkstoff bei den Kindern ist – oder Tusche, Gouache-Farben, Bleistifte, Aquarell, Kreiden und Künstler-Papier: die Kinder wissen mittlerweile, wo sich alles befindet und versorgen sich selbst: man ist zu hause.
Unter feinfühliger und erfahrener Anleitung werden die Kinder und Jugendlichen ermutigt, ihre Kreativität frei zu entfalten. Über das eigene Tun hinaus schauen sie auch immer, was die anderen so machen, übernehmen Ideen, tauschen sich aus oder arbeiten spontan gemeinsam an einem Projekt weiter. Es geht lebendig, manchmal wild aber immer respektvoll zu. Ideen der anderen werden unvoreingenommen aufgegriffen und in die eigene Arbeit integriert; eigene Vorschläge selbstbewusst auf den „Markt der Möglichkeiten“ zur freien Verwendung angeboten. Fällt eine angepriesene Idee durch, so wird das nicht übelgenommen oder als Zurückweisung verstanden, sondern akzeptiert.
Die offene, respektvolle und zugewandte Atmosphäre im Kunstraum Courage hat die Kinder im vergangenen Jahr zu einer vertrauten Gruppe zusammengeschweißt. Frau Zielbauer ist jederzeit hoch präsent, steht aber nie im Vordergrund, sondern beratend und moderierend zur Verfügung, wenn Hilfe gefragt ist und bei der Ausführung und Umsetzung neuer Ideen Hilfe benötigt wird. Begleitet und unterstützt wird sie in der Regel durch eine Studentin im Praktikum von der Alanus Hochschule aus dem Studiengang Kunsttherapie und Kunst im Sozialen.
Während bei den jüngeren in den letzten Monaten das Material Ton sehr beliebt war, haben sich die Größeren intensiv mit Malerei beschäftigt und haben darüber hinaus begonnen, fantasievolle große Masken zu bauen und an eigenen Kostümen zu arbeiten. Sie freuen sich auf die nächste große Ausstellung im Kunstraum, wo sie ihre fantasievollen Kostüme und Werke den Besucher*innen präsentieren werden.
Immer wieder werden auch kleine Geschichten zu den Bildern oder Plastiken erzählt und festgehalten. Einige Kunstwerke der Kinder finden sich auch in dem neu erschienenen Buch des Kunstraum Courage „Die alten Eichen von Hennef“, das auf der Internetseite des Kunstraums als PDF betrachtet oder auch im Kunstraum bestellt werden kann.
Die Familien-Betreuer*Innen von Ifil und CFG St. Ansgar, aber auch die Kinder selbst erzählen oft, dass sich viele der Kinder die ganze Woche auf ihre Zeit im Kunstraum Courage freuen, dass es für sie ein Highlight der Woche ist.
Die im Kunstraum geübten Fähigkeiten des miteinander Arbeitens, gegenseitigen Respektierens und selbstbewusst „sein eigenes Ding zu machen“ haben auch eine nachhaltige Wirkung auf den Alltag der Kinder über die Zeit im Kunstraum hinaus. Immer wieder hört man Worte wie: „da freue ich mich schon die ganze Woche drauf“, „das ist das Liebste, was ich in der Woche mache“, „mein Lieblingsort“.
Vielen Dank an die Kinder- und Jugendstiftung für die nachhaltige Förderung, die dieses schöne Projekt möglich macht!